Chorgebet

Sie hören die Eröffnung der Vesper zum Kirchweihfest aus der CD "Heilig ist dieser Ort; Gregorianischer Choral und Orgelmusik aus der Benediktinerabtei Ottobeuren".

Ergo nihil operi dei praeponatur (RB 43.3)


Der Hl. Benedikt von Nursia schreibt in seiner Regel, dass dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden solle (RB 43.3). Mit dem Wort Gottesdienst (lat. opus dei) meinte er zu damaliger Zeit in erster Linie das gemeinsame Chorgebet. Beim gemeinsamen Beten der Psalmen ist Gott in besonderer Weise anwesend. Daher spricht Benedikt davon, dass die Psalmen vor dem Angesicht der Engel gesungen werden (RB 19.5) und legt daher größten Wert darauf, das Chorgebet würdig zu gestalten. Herz und Stimme sollen beim Chorgebet miteinander in Einklang stehen (RB 19.7).

Historisches


In der katholischen Kirche ist das Stundengebet (Liturgia horarum) das offizielle Gebet der Kirche, zu dessen Vollzug u. a. alle Bischöfe, Priester, Diakone und die Ordensleute verpflichtet sind, die das Stundengebet nicht nur zur persönlichen Tagesheiligung, sondern auch stellvertretend für die ihnen anvertrauten Gläubigen beten und damit einen liturgischen Dienst vollziehen.

Aus der jüdischen Tradition, drei Mal am Tag zu beten, entwickelte die frühe Kirche die Vorstufe des heutigen Stundengebets. Diese Tradition, die Psalmen zu beten , wurde im Christentum fortgeführt. Zusätzlich wurden christliche Hymnen gesungen und das Vater unser gebetet.

Das Aufkommen des christlichen Mönchtums ab dem 3. Jahrhundert hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Stundengebetes. Für Mönche machte das Stundengebet einen großen Teil ihres Tages aus, so dass die einzelnen Gebetszeiten entsprechend lang waren. Es war früher für die Mönche normal, täglich alle 150 Psalmen zu beten.

Der Umfang des täglichen Stundengebets in Gemeinde- und Klosterleben wurde nach und nach etwas angepasst, so dass alle 150 Psalmen mindestens im Laufe einer Woche gebetet wurden.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil war das damals noch Brevier genannte Stundengebet vor allem das Standesgebet der Ordensleute und Kleriker, zum einen wegen seines großen Umfangs und zum anderen wegen des verpflichtenden Vollzugs in lateinischer Sprache.

In conspectu angelorum psallam tibi (RB 19.5)


"Vor dem Angesicht der Engel will ich dir Psalmen singen":

Die einzelnen Horen


Vor der ersten Hore des Tages wird das Invitatorium (lat.: "Einladung") gesprochen: Es besteht aus dem Ruf "Herr, öffne meine Lippen. Damit mein Mund Dein Lob verkünde." und dem Psalm 95 ("Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unseres Heiles").



Vigil
Die Vigil, ist die erste Gebetszeit des liturgischen Tages. Sie wird in der Nacht oder am frühen Morgen verrichtet, in manchen Ordensgemeinschaften auch am Vorabend. Sie besteht aus Eröffnung, Hymnus, zwei (oder drei) Nokturnen. Jede Nokturn besteht aus mehreren Psalmen und einer anschließenden längeren Lesung. Die Lesung der ersten Nokturn ist der Heiligen Schrift entnommen, die der zweiten Nokturn geistlicher Literatur, vor allem den Kirchenvätern. An Sonntagen und Hochfesten schließt sich eine dritte Nokturn an, in der statt Psalmen biblische Cantica gesungen werden. Im Anschluss wird das Evangelium des Sonntags oder Hochfestes vorgetragen und das Te Deum gesungen. Den Abschluss bildet das Tagesgebet.

Laudes
Die Laudes werden bei Tagesanbruch gebetet, da die aufgehende Sonne ein Symbol für Christus ist, dem mit den Laudes Lob dargebracht wird. Die Laudes werden üblicherweise zwischen 6 Uhr und 8 Uhr morgens gehalten. Sie bestehen aus Eröffnung, Hymnus, Morgen- und Lob-Psalmen, alttestamentlichem Canticum, Schriftlesung, Responsorium, Benedictus, Bitten, Vater unser, Tagesgebet und Segen. In den Bitten der Laudes wird in besonderer Weise für das gute Gelingen und die Heiligung des neuen Tages gebetet.

Die kleinen Horen

Terz, Sext, Non: Im Laufe des Tages soll die Arbeit des Tages zum Gebet drei Mal von den sogenannten kleinen Horen unterbrochen werden: zur dritten Stunde nach altrömischer Rechnung (ca. 9 Uhr) von der Terz, zur sechsten Stunde (ca. 12 Uhr) von der Sext und zur neunten Stunde (ca. 15 Uhr) von der Non. Die kleinen Horen werden heutzutage in der Mittagshore zusammengefasst.

Vesper
Die Vesper bildet zusammen mit den Laudes die beiden Angelpunkte des Stundengebetes und beide sollen als die vornehmsten Gebetsstunden angesehen und gefeiert werden.
Die Vesper besteht aus Eröffnung, Hymnus, Psalmen, neutestamentlichem Canticum, Schriftlesung, Responsorium, Magnificat, Fürbitten, Vater unser, Tagesgebet und Segen. Die Vesper soll gefeiert werden, wenn es Abend geworden ist und der Tag sich schon geneigt hat, damit wir "Dank sagen für alles, was uns an diesem Tag zuteil wurde oder was wir recht volbracht haben.

Komplet
Die Komplet ist das Nachtgebet, mit dem der Tag beendet wird. Ihr geht in der Regel eine Gewissenserforschung mit dem nachfolgenden Schuldbekenntnis voraus. Die Komplet besteht aus einem Hymnus, Psalmen, der Kurzlesung, dem neutestamentlichen Gesang Nunc dimittis (Lk 2.29-32 EU), der Oration und dem Segen für die Nacht. Danach gilt bis zum Morgen das nächtliche Stillschweigen.




Ausführliche Informationen finden Sie in der Allgemeine Einführung in das Stundengebet (AES)



Gebetszeiten im Kloster

05.30 Uhr Vigil und Laudes
(samstags 07.15 Uhr)
12.00 Uhr Mittagshore
18.00 Uhr Vesper
(samstags und sonntags 17.30 Uhr)
18.30 Uhr Komplet