Benediktinische Spiritualität
Obsculta, o fili, praecepta magistri, et inclina aurem cordis tui, et admonitionem pii patris libenter excipe et efficaciter comple. |
Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat! |
Der heilige Benedikt von Nursia kannte die Schriften der alten Mönchsväter und hat selbst längere Zeit als Einsiedler gelebt. Seine Klosterregel ist durchdrungen von seinen Erfahrungen im religiösen Leben, Erfahrungen im Gebet, der Stille, des Schweigens, des Gottsuchens. Er hat keine in unserem modernen Sinne Theorien und Praktiken der Meditation, Kontemplation oder Mystik entwickelt und hinterlassen, sondern schlichte, alltagstaugliche Anweisungen zum Gebet, zur heiligen Lesung der Bibel, zum Umgang untereinander und den Instrumenten für die guten Werke. Der Weg ist anfänglich schwer und eng und steil, aber mit zunehmender Selbsterkenntnis und im Blick auf Christus, gehen wir den Weg der Gebote Gottes in unsagbarer Liebe. Vielleicht liegt ja gerade in dieser Schlichtheit die Zeit überdauernde Anziehungskraft Benedikts auf viele Generationen bis in unsere Zeit, für Mönche wie auch für Laien.
Für Benedikt ist die beste Form des Mönchtums das Leben in Gemeinschaft und unter einem Abt (RB 1.13). Der Abt vertritt im Kloster die Stelle Christi (RB 63.13). Er soll sich jedoch bei der Führung der Mönche vom "Gespür für den rechten Augenblick leiten lassen und verbinde Strenge mit gutem Zureden. Er zeige den entschlossenen Ernst des Meisters und die liebevolle Güte des Vaters" (RB 2.24).
Benedikt ist Realist. Er kennt die Schwächen der Menschen. Weder von den Mönchen noch von den Novizen erwartet er, dass sie schon auf Erden Heilige sind. Wichtig ist für ihn aber vor allen, dass der Mönch wirklich Gott sucht (RB 58.7). Darauf soll besonders schon beim Eintritt eines neuen Novizen geachtet werden.
Bei der Aufnahme verspricht der Novize (RB 58.17 und RB 4.78)
Beständigkeit in der Gemeinschaft (stabilitas in congregatione)
Damit ist die lebenslange Bindung an die Gemeinschaft der Abtei und ihre Lebensweise gemeint.
Klösterlichen Lebenswandel (conversatio morum)
Ein eheloses, besitzloses, auf Gott in Gebet, Schriftlesung, Liturgie, Betrachtung unablässig bezogenes Leben.
Gehorsam (oboedentia)
Er wird dem Abt und der Regel gegenüber geleistet, dann aber auch dem gesamten Konvent.
Dies bestätigt er mit den Worten "Nimm mich auf, Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben; lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern."Suscipe me, Domine, secundum eloquium tuum et vivam, et ne confundas me ab exspectatione mea (RB 58.21).
Die wirkliche Gottsuche ist für Benedikt der Beweis für die Echtheit der Berufung zum Mönchsein und er sieht in dieser Suche den zentralen Sinn des monastischen Lebens. Diese Gottsuche zeigt sich nach der Regel des Hl. Benedikt u.a. durch den rechten Eifer für den Gottesdienst, im täglichen Lesen der Hl. Schrift, in der Verrichtung der täglichen Arbeit und auch im Umgang mit dem Mitbrüdern (RB 58.7).
Probleme, die in einer Gemeinschaft aufkommen können sind Benedikt ebenfalls vertraut und er gibt auch Hinweise, wie solche gelöst oder ganz vermieden werden können. Die Mönche z. B. sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen (RB 72.4) und ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen mit unerschöpflicher Geduld ertragen (RB 72.5). Keiner achte auf das eigene Wohl, sondern mehr auf das des anderen (RB 72.7). Sie sollen einander dienen (RB 35.1). Die Jüngeren sollen die Älteren ehren, die Älteren die Jüngeren lieben (RB 63.10). Alle Glieder der Gemeinschaft sollen im Frieden sein (RB 34.5).
ORA - Bete!
In der Regel heißt es ausdrücklich, dass "dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden soll" (RB 43.3). Das Zentrum des monastischen Lebens im Kloster ist für ihn also das Chorgebet und die Feier der Hl. Messe. Dazu kommt noch das stille Gebet in der Klausur und die tägliche Lesung in der Hl. Schrift (Lectio divina).
LABORA - Arbeite!
Auch die tägliche Arbeit ist für Benedikt eine wichtiger Teil des klösterlichen Lebens. Die Arbeit soll den Mönchen den Lebensunterhalt sichern und sie aber auch vor dem Übel der Untätigkeit schützen, die der Seele schade (RB 66.6). Zu dieser täglichen Arbeit gehören sowohl die spezifischen Arbeiten einzelner Mönche (in der Seelsorge, in der Gästebetreuung, in der Schule, in der Pflege der Mitbrüder, handwerkliche Tätigkeiten u.a.) als auch die vielen kleinen Dienste in der gemeinschaftlichen Alltagsarbeit. Alle Arbeit soll aber immer so verrichtet werden, "damit Gott in allem verherrlicht werde (RB 57.9) (UT IN OMNIBUS GLORIFICETUR DEUS) (U.I.O.G.D)
LEGE - Lies!
Benedikt erwartet von seinen Mönchen auch den Eifer zum täglichen Lesen in der Hl Schrift, die intensive Arbeit mit einzelnen Bibelabschnitten (Lectio divina), das Lesen bzw. Hören der täglichen Regelabschnitte (RB 66.8) sowie das Interesse für religiöse Literatur.
Quisquis ergo ad patriam caelestem festinas, hanc minimam inchoationis regulam descriptam, adiuvante Christo, perfice, |
Wenn du also zum himmlischen Vaterland eilst, wer immer du bist, nimm diese einfache Regel als Anfang und erfülle sie mit der Hilfe Christi. |